DER HL. LEOPOLD PREDIGT
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„Herr dein Pfund hat zehn Pfunde eingebracht“
Predigt von P. Florian Grafl FSSP zum Fest des hl. Leopold

Andächtige im Herrn!

Am heutigen Sonntag dürfen wir in feierlicher Weise die äußere Feier des hl. Markgrafen Leopold, des Landespatrones des Erzherzogtums Österreich, begehen. Nachdem er 1485 auf betreiben Kaiser Friedrich III. heiliggesprochen worden war, wurde er 1663 von Kaiser Leopold I. zum Landespatron des Erzherzogtumes erhoben. Was nun ist das Beispiel jenes Markgrafen der sich in stürmischer Zeit bewähren mußte um seinem Lande Ruhe und Frieden zu sichern? Drei Punkte wollen wir herausgreifen:

1. seine Treue zur Kirche
2. seine Frömmigkeit
3. seine Klugheit

Die Treue des Heiligen gegen die Kirche
Zu seinen Lebzeiten tobte der große Sturm des Investiturstreites im Reich. Die Einheit der Kirche schien zu zerbrechen durch die Anmaßung des Kaisers, der glaubte, die Bischofsstühle ohne das Einverständnis des Papstes in Romhl. Leopold besetzen zu dürfen. Zum ersten Mal zeichnete sich in aller Schrecklichkeit jenes Bild ab, das uns seitdem durch die Jahrhunderte in allen möglichen Varianten und Spielformen begegnet, nämlich die Einmischung der Laien in das Innerste der Struktur der Kirche. Nicht Petrus sollte bestimmen, wer die Hirten der Bistümer werden, sondern Laien, weltliche Machthaber und Gewaltherrscher. Damals brach zum ersten Mal in der Kirchengeschichte dieses Problem, diese Irrlehre, welche die weltliche Gewalt über die geistliche stellen wollte, in aller Deutlichkeit hervor. Leopold der Heilige, der Markgraf Österreichs zögerte nicht, die Seite Kaiser Heinrich IV., der sich gegen die gottgewollte Ordnung auflehnte, zu verlassen und sich ganz und gar auf die Seite des römischen Papstes, des Nachfolgers Petri, des Stellvertreters Christi auf Erden zu stellen. Überreich wurde ihm schon zu Lebzeiten der Lohn für diese Treue zuteil. Die Schwester des neuen Kaisers, Heinrich V., erhielt er zur Frau und Gott segnete diesen Bund mit 18 Kindern, von denen zwei die Bischofsstühle von Salzburg und Freising erlangten. Der Papst selbst verlieh ihm den Titel eines Sohnes des hl. Petrus. Und nach seinem Tode durfte er die herrliche Krone der Heiligen des Himmels in Empfang nehmen.

Welches Beispiel gibt uns nun der hl. Leopold durch sein Leben?
In unserer heutigen Zeit, in der man meinen könnte es sei doch Lehramtlich schon alles entschieden und damit erledigt, erhebt das alte Gespenst der Einmischung der Laien in das Regiment der Kirche aufs Neue sein schauderhaftes Haupt. Selbst in unserem Lande, das wir so gern als katholisches Österreich bezeichnen, hat sich dieses Gespenst wieder eingenistet und geistert durch die Köpfe der Menschen. Viel zu oft und viel zu gern will man nichts wissen vom Gehorsam gegen das Lehramt der Kirche. Viel zu gern glauben manche sich zum Richter über den Nachfolger Petri erheben zu können. In Hochmut und teuflischer Überheblichkeit erlaubt man sich von "Wir sind Kirche" zu sprechen, als ob der Mensch, der doch nur Staub uns Asche ist, nach Gutdünken über den mystischen Leib Christi verfügen könnte. Gerade in unserer Zeit, in der das Licht der Stadt auf dem Berge oft durch den Dunst aus den Sümpfen des Teufels verdunkelt zu sein scheint, ist der hl. Markgraf Leopold durch seinen heiligmäßigen Wandel der Wegweiser zum Himmel. Unabkömmlich ist für jeden der zu Christi Reich gehören will die Treue zum apostolischen Stuhl. Ohne Petrus, den Himmelspförtner, geht niemand ein in den Himmel. Leopold gibt uns hierzu das leuchtende Beispiel.

Die Frömmigkeit des Heiligen
Wenn wir das Leben unseres Landespatrons betrachten, so stehen gleichsam drei Marksteine in seiner Regierungszeit. Drei Stiftungen die seine Markgrafschaft gleichsam wie mit Ketten an den Himmel binden. 1108 das Chorherrenstift Klosterneuburg, 1134 das Benediktinerstift Kleinmariazell, und 1135 das Zisterzienserstift Heiligenkreuz. Auch wenn Kleinmariazell inzwischen durch die Widrigkeiten einer gottlosen Zeit dem Untergang geweiht wurde, so bleiben doch noch immer zwei seiner Stiftungen, in denen das Lob des Dreifaltigen Gottes nie verstummt. In aller Tiefe hatte er erkannt, daß jedes gute Werk und jede glückliche Regentschaft begleitet sein muß vom beständigen Gebet, das den Segen Gottes auf all unser Mühen und Arbeiten herabzieht.

Auch in seiner Frömmigkeit ist der hl. Leopold uns daher ein großes Vorbild. Er lehrt uns und leitet uns an in aller Deutlichkeit, daß all unser arbeiten und tun, so wichtig und notwendig es auch sein kann, doch nichts nützt wenn die Begleitung durch das beständige Gebet und das Flehen um Gottes Segen fehlt. Der alte Spruch, "An Gottes Segen ist alles gelegen", hat sich im Leben des hl. Leopold in vielfacher Weise bewahrheitet. Gerade deshalb lädt das Leben unseres Landespatrons uns in besonderer Weise ein seinen Spuren zu folgen. Wir müssen keine Länder regieren, deshalb verlangt Gott von uns nicht die Stiftung von Klöstern. Was er aber von einem jeden von uns verlangt ist das beständige Gebet in all unseren Anliegen und Nöten, die beständige Bitte um seine Gnade, die den Antrieb zu jedem guten Werk gibt, die das gute Werk begleitet und es zum guten Abschluß bringt.

Die Klugheit des Heiligen
Im Jahre 1125 erhielt der heilige Markgraf von Österreich von den Fürsten des Reiches die römische Kaiserkrone angetragen. Aus übernatürlicher Klugheit lehnte er die höchste weltliche Würde auf Erden ab um sich seinem Lande und seiner Familie widmen zu können. Nicht das Streben nach Ruhm und Ehren waren der Antrieb seiner Regentschaft, sondern die Sorge für das zeitliche und ewige Wohl aller Anvertrauten. Wie sehr unterschied er sich doch hierin von seinen Zeitgenossen, aber auch von den Mächtigen und Politikern unserer Zeit.

Der Heilige war zeitlebens erfüllt von der Einsicht in die rechte Ordnung der Dinge. Das Wort des hl. Völkerapostels Paulus vom "Suchen was droben ist, wo Christus zur Rechten Gottes sitzt", (vgl Kol 1,2) war der Leitfaden für sein Tun und Handeln prägte. Deshalb war es ihm möglich aus der schon oftmals verheerten Grenzmark des Reiches eine blühende Markgrafschaft zu formen, die schon bald darauf zum selbstständigen Herzogtum erhoben wurde.

Auch in seiner Klugheit ist der hl. Leopold ein Vorbild für unser Leben. Denn nicht selten ist es auch bei uns so, daß nicht die übernatürliche Klugheit unser Handeln bestimmt, sondern die Gier nach Vorrängen und Ehrenstellen. Leopold aber zeigt uns einen anderen Weg, den Weg Christi, der letzten Endes, aber auch oft bereits auf dieser Welt der Weg derer ist, die den Sieg erlangen. Es ist der Weg der Klugheit, der Weg den uns unsere Standespflichten vorleben, der Weg der uns auf Großes verzichten heißt, aber dafür um so Größeres erlangen läßt.

Brüder uns Schwestern in Christus:
Wenn wir heute in festlicher Feier unseren himmlischen Schutzherrn feiern so wollen wir ihn gleichzeitig besonders in diesen drei Dingen um seine Fürbitte anrufen, nämlich daß er uns in der Treue gegen die Heilige Kirche und besonders gegen den römischen Papst erhalte, daß er uns jene Tugend der Frömmigkeit erflehen wolle die ihm selbst Antrieb und Leitfaden des Handelns gewesen ist, und daß er uns die rechte Klugheit erbitten wolle, die uns die zeitlichen Güter so gebrauchen läßt, daß wir die ewigen nicht verlieren.

Dann können auch wir vor unserem ewigen Richter sprechen: Herr, dein Pfund hat zehn Pfunde eingebracht.

Amen.

© Priesterbruderschaft St. Petrus, Wien - Österreich